Debatte um die Energiewende auf Bundesebene
Auf Bundesebene sorgt eine Neuausrichtung der Energiepolitik unter Bundesministerin Katherina Reiche für Spannung. Sie fordert ein „systemdienliches“ Energiesystem, das künftig Ausbau und Integration ins Stromnetz stärker berücksichtigt.
Branchenverbände wie der Bundesverband WindEnergie warnen jedoch davor, dass dies den dringend notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien verzögern könnte. Während für 2025 bis dato eine Ausbaubremse befürchtet wird, bleibt der steigende Strombedarf etwa durch E-Mobilität und Wärmepumpen weiter bestehen.
Niedersachsen als Vorreiter – mit Netzproblemen
Während auf Bundesebene diskutiert wird, treibt Niedersachsen den Ausbau der Windkraft voran: Im ersten Halbjahr 2025 wurden im Land 91 neue Windkraftanlagen installiert – etwa 70 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Niedersachsen liegt damit bundesweit auf Platz zwei und steuert fast ein Viertel aller neu errichteten Anlagen in Deutschland bei. Die installierte Leistung stieg um 502 Megawatt, und insgesamt erzeugen die rund 6.200 Windräder im Land über 13,4 Gigawatt – das entspricht mehr als 20 % der deutschen Windkraftleistung.
Doch der Ausbau läuft schneller als der Netzausbau: Häufig müssen Anlagen abgeschaltet werden, weil das Stromnetz überlastet ist. Katherina Reiche kündigte deshalb einen „Realitätscheck“ an, um künftig Ausbau und Netzintegration besser zu verzahnen. Zudem wurden in Niedersachsen bis Juni 2025 Genehmigungen für neue Kapazitäten von fast 1,6 Gigawatt erteilt – ein Fünftel aller bundesweiten Genehmigungen.
Winsen beteiligt sich aktiv
In Winsen setzen die Stadtwerke auf ein lokales Beteiligungsmodell: Die Stadt übernimmt 20 % der Anteile an drei neuen Windparks in Pattensen, Bahlburg und Grevelau und erhält im Gegenzug 20 % der Gewinne.
Bereits zuvor hatte Winsen mit dem Windpark Scharmbeck Erfahrungen gesammelt: Sieben Anlagen erzeugen dort rund 56 Millionen kWh Strom jährlich – genug für ca. 16.000 Haushalte.
Aktuell sind 15 weitere Anlagen geplant, unterstützt durch die Bürgerinnen und Bürger. Dazu kommt ein neuer Solarpark mit 17.000 Photovoltaikmodulen.
Die Beteiligung stützt sich auf das niedersächsische Beteiligungsgesetz (NWindPVBetG) und bietet Winsen nicht nur finanzielle Vorteile, sondern signalisiert auch eine aktive Rolle im lokalen Energiewandel.
Weiterhin Kritik an den Windplanungen in Salzhausen
In der Samtgemeinde Salzhausen regt sich jedoch Widerstand gegen die weitreichenden Planungen des Landkreises Harburg. Grundsätzlich wird die Energiewende unterstützt – doch der Umfang der ausgewiesenen Vorrangflächen (über 9 % der Fläche, statt vorgeschriebenen gut 3 %) sorgt für breite Kritik.
Die Samtgemeinde selbst fordert eine Begrenzung der Flächen auf 4 % und eine Stärkung kommunaler Planungshoheit. Das Ergebnis des Beteiligungsverfahrens steht noch aus.
Modell Winsen auch für Garstedt denkbar?
Winsen zeigt, wie Kommunen und Bürger durch eine direkte Beteiligung am Windenergieprojekt profitieren können – ökonomisch wie gesellschaftlich. Auch für die Samtgemeinde Salzhausen oder Garstedt könnte eine solche Lösung neue Akzeptanz schaffen.
Eine Beteiligung der Kommune – ggf. ergänzt durch lokale Bürgeranteile – könnte sowohl Transparenz schaffen als auch einen finanziellen Mehrwert bieten.