Wie es guter Tradition entspricht, hatte der Vorstand der Jagdgenossenschaft Garstedt auch in diesem Jahr am Gründonnerstag zur Jahreshauptversammlung ins Schützenhaus eingeladen. Rund 45 Grundeigentümer folgten der Einladung, ebenso wie die beiden Jagdpächter Volker Otten und Andreas Giesen, die von Jagdvorsteher Peter Cordes herzlich begrüßt wurden.
Stilles Gedenken für Friedel Schmidt
Ein vertrautes Gesicht fehlte allerdings zum ersten Mal seit vielen Jahren: Friedel Schmidt, langjähriger Schriftführer der Jagdgenossenschaft, war kürzlich verstorben. Ihm zu Ehren erhob sich die Versammlung zu einer Gedenkminute – ein stiller, aber bewegender Moment, in dem viele Anwesende sicher an die eine oder andere persönliche Begegnung mit dem „Garstedter Urgestein“ zurückdachten.
Nach einem gemeinsamen Abendessen führte Peter Cordes gewohnt routiniert und bestens vorbereitet durch die Tagesordnung. Beschlossen wurde unter anderem die Höhe der auszuschüttenden Jagdpacht sowie eine einmalige Spende von 500 Euro zur Unterstützung der ehrenamtlich durchgeführten Umgestaltung des Friedhofs.
Neue Pacht – bewährte Gesichter
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Rückschau auf die Neuverpachtung im vergangenen Jahr. Die Versammlung hatte sich dabei erneut für einen ortsansässigen Garstedter entschieden:
Volker Otten, seit 27 Jahren mit großem Engagement als Jagdpächter tätig, geht in seine vierte Pachtperiode. Ihm zur Seite steht nun Andreas Giesen aus Hamburg, der dem Revier bereits seit dem Jahr 2000 eng verbunden ist.
Beide betonten ihre Vorfreude auf eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Garstedter Bürgern – insbesondere mit den Landwirten und Waldbesitzern.
Zwischen Jagdrecht und Jägerprotest
Auch in diesem Jahr durfte der anschauliche und fachlich fundierte Jagdbericht von Volker Otten nicht fehlen. Er berichtete vom zurückliegenden Jagdjahr, in dem auch politische Entwicklungen eine Rolle spielten.
Mit Sorge beobachten viele Jäger – so auch in Garstedt – die Bestrebungen des grünen Landwirtschaftsministeriums, grundlegende Änderungen am Jagdrecht vorzunehmen. Dass die SPD als Koalitionspartner einigen Plänen Einhalt geboten hat, wurde mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.
Dennoch stehen weitere tiefgreifende Reformen im Raum. Ausdruck des Protests war unter anderem die Teilnahme Garstedter Jäger an der großen Jägerdemonstration am 30. Januar 2025 in Hannover. Von den rund 20.000 Teilnehmern dürften die allermeisten zum ersten Mal überhaupt auf einer Demo gewesen sein – ein deutliches Zeichen für die Ernsthaftigkeit der Anliegen.
Wildbestände im Wandel
Abseits der politischen Diskussionen widmete sich Volker Otten der Wildbestandsentwicklung im Revier.
Die Streckenentwicklung zeigt aktuell einen leichten Rückgang bei den Schalenwildarten wie Rot-, Dam- und Schwarzwild – beeinflusst sowohl durch den zunehmenden Wolfsbestand als auch durch die technische Entwicklung, etwa bei der Nutzung von Nachtsicht- und Wärmebildgeräten.
Diese Entwicklung ist teilweise gewünscht, nicht zuletzt im Hinblick auf den dringend notwendigen Waldumbau und die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP).
Das Rehwild zeigt sich hingegen bislang stabil – trotz der Anwesenheit des Wolfs. Allerdings beobachteten die Jäger, dass sich das Verhalten deutlich verändert hat: Die Tiere sind wesentlich heimlicher geworden und wirken in ihrem Verhalten deutlich unsicherer.
Waschbären auf dem Vormarsch, Nutrias eingedämmt
Eindrucksvoll schilderte Otten auch die Ausbreitung des Waschbären, der sich inzwischen nicht nur in freier Landschaft, sondern auch im Dorf selbst stark verbreitet hat. Mit 14 gefangenen Tieren wurde ein neuer Rekord erreicht – Tendenz steigend. Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Räuber wird inzwischen von vielen Naturschutzverbänden als invasive Art betrachtet, die heimische Arten stark gefährdet.
Ebenfalls problematisch ist die zunehmende Verbreitung der Nutria, die durch ihre unterirdischen Baue Deiche und Uferstrukturen schwächen. Hier zeigte sich jedoch eine positive Entwicklung: Die Zahl der erlegten Tiere ist von vormals bis zu 65 auf unter 20 im vergangenen Jahr gesunken.
57508feb-a80e-4673-b753-a9a78f66982aPositive Entwicklung bei Hase und Rebhuhn
Erfreuliches gab es hingegen von Rebhuhn und Feldhase zu berichten. Die Bestände entwickeln sich leicht positiv. Während Rebhühner schon seit Jahren durch freiwillige Schonung und Auswilderungsprojekte unterstützt werden, lässt der Hasenbestand mittlerweile sogar wieder eine nachhaltige Bejagung zu – auch, um der aus Spanien vordringenden Hasen-Myxomatose entgegenzuwirken.
4903303e-1683-43e2-b0c3-8bda9c4c99bfVolker Otten gelang es mit seinem vielseitigen Vortrag einmal mehr zu zeigen, dass moderne Jagd weit über Hobby und Tradition hinausgeht. Sie erfüllt heute – im engen Schulterschluss mit Wissenschaft, Naturschutz und Gesellschaft – eine zentrale Rolle im ländlichen Raum.
Geselliger Ausklang
Mit dem Abschluss des Jagdberichts schloss Peter Cordes die Versammlung offiziell und leitete über in den geselligen Teil des Abends, der für den harten Kern wie gewohnt erst in den frühen Morgenstunden endete.
Aber schließlich ist so eine Jagdgenossenschaftsversammlung ja auch nur einmal im Jahr…!
Streckenbericht: Volker Otten
Fotos: Deutscher Jadgverband / Bernhardt (Schwarzwild), Rolfes (Waschbär), Grell (Feldhase)